Zahnarzt, seufzt du, in fünf Tagen, und blätterst in deinem Kalender. Ich helfe dir, dran zu denken, die Medikamente rechtzeitig abzusetzen, verspreche ich, ein simpler Zahnarztbesuch kann inzwischen für dich tödlich sein.
Kommst du alleine klar?, fragst du durch die geschlossene Badezimmertür. Als wolltest du die Auswirkungen nicht sehen. Als bräuchte ich ein Mehr an Privatheit, weniger von dir. Dabei erinnere ich mich nur an die Rasur. Nicht an unseren Abschied, das Aufstemmen der Rippen, die Stunden danach.
Ich schrecke hoch, du sagst nichts, alles ist dunkel, aber normal, die Atmung, dein Herz (nein, nicht mehr ganz deines) unter meinen Fingerspitzen, denen ich mehr vertraue als dem Gerät auf dem Nachttisch.
Was machst du?, fragst du, und ich lasse die Papiere fallen. Du wolltest alles geklärt haben. Damit ich mich nicht schuldig fühlen muss: das Abschalten der Geräte, Mozart, KV622 – II. Adagio, nur kein Sargbegräbnis. Schon während des CTs hast du Platzangst bekommen. Nichts, lächle ich, hast du Lust auf Karottensalat? Grünes Gemüse darfst du nicht mehr.
Hier auf dem Sofa bist du, sage ich. Das „mal wieder“ lass ich dich nicht merken. Ich weiß nicht, sind es meine Albträume oder ist es mein veränderter Herzschlag. Guten Morgen, gähnst du, gut geschlafen?
Lass uns das Fahrrad nehmen, freust du dich, aber ich denke an all die Risiken. Ich fahr dich, bestehe ich und schnappe den Autoschlüssel. Nur eine kleine Verletzung und ich verliere dich, schon wieder. Ich bin doch nicht aus Zucker, lachst du, aber ich weiß, es ist schlimmer als das.
Nichts sage ich, wenn ich dich ertappe, wie du mich ansiehst mit diesem übervorsichtigen Abwarten, reserviert für Menschen, die man nicht kennt. Ich wünschte, ich würde mich erinnern. Alles geregelt hatte ich für dich und den Notfall. Damit du mich im Kopf behalten kannst, wie ich war, ich habe nicht damit gerechnet, dass dazwischen etwas schiefläuft.
Ich kann nicht mehr, sagst du, und ich bekomme keine Luft mehr. Ja, unser Leben ist anders geworden, aber du hast mir versprochen, dass du nur dann darauf bestehst, wenn es nicht mehr geht. Mein Herz stolpert, ich hätte dir etwas davon gegeben, wäre es teilbar. Erst nach zu langen Augenblicken begreife ich, dass du das Essen meinst.
Übersetzungen
„Tausend Tode schreiben (# 87)“ en nederlans
Lukt het in je eentje? Vraag je door de gesloten badkamerdeur. Alsof je de gevolgen niet zou willen zien. Net alsof ik extra privacy nodig zou hebben, minder van jou. Maar ik herinner me slechts de scheerbeurt. Niet ons afscheid, het openen van de borstkas, de uren erna.
Vertaalt door © Bas Hiemstra
„Tausend Tode schreiben (# 87)“ in English
I wake with a start; you say nothing, everything’s dark but normal, your breathing,
your heart (no, not all yours any more) beneath my fingertips, which I trust more
than the machine on the bedside table.
Translated by © Katy Derbyshire