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Making of: Auf nach Irgendwo, Teil 3

04. Juni 2019 | Auf nach irgendwo

Weiter geht es von Bratislava … über Wien und Ungarn nach Kroatien …

Nur etwa eine Stunde benötigt man mit dem Auto von Bratislava nach Wien. Das ist fast nichts. Zumindest nichts, wenn man mal eben dorthin will, um ein Konzert von Bands zu besuchen, die in der Slowakei nicht Halt machen. Oder aber um jemand Spezielles für einen besonderen Tag auszuführen – zum Essen oder ins Museum. Oder aber, um in einem der Österreichischen Casinos zu spielen …

Der Weg ist ganz einfach. Vorausgesetzt, man versucht sich nicht an der Donau zu orientieren oder glaubt, sie wäre auch als „Donau“ ausgeschildert … Wer also unbedingt versuchen will, ohne Navi von Bratislava nach Wien zu gelangen, dem sei hiermit erklärt: Donau heißt nicht überall Donau. Wusstet ihr? Ja, ich ahnte es auch. Kam aber trotzdem nicht auf die Idee, dass ich vielleicht besser nach Dunaj Ausschau gehalten hätte. Und je nachdem, wo ihr euch befindet, könnte sie auch Dunărea, Donava, Dunav, Duna heißen …

Wer Wien hört, denkt erst einmal an Kutschfahrten, Schnitzel, Museen und Walzer. Musik ist auch der Grund, weshalb Jakob mit Miro hierher fährt. Sie landen im Haus der Musik. Zu Recht nennt es sich auch Soundmuseum und es ist vor allem eines: interaktiv. Alles Mögliche kann hier ausprobiert werden und die Installationen und Experimente laden dazu ein, Töne, Kompositionen, das Hören neu oder anders zu erfahren und zu entdecken. Das Haus der Musik hätte ich mir nicht besser ausdenken können. Kein Wunder also, dass Miro hier auf eine Vermutung kommt, die seine ganze Welt verändert …

Also geht es eilig weiter nach Zagreb. Hier hofft Miro auf mehr Hinweise über den Verbleib des verschollenen Freundes seiner Großmutter. Zagreb selbst habe ich dafür weit mehr als einmal besucht. Auf Einladung des Goethe-Institutes war ich zwei Mal länger dort, einmal zur Kroatischen Buchmesse, einmal auf meinem Weg zum Schriftstellerhaus in Istrien für mehrere Wochen meines Aufenthaltsstipendiums.

Ich fand ein Zimmer in einer Zagreber WG und meinen Mitbewohnern von damals habe ich viel Inspiration zu verdanken. Sowohl was ihre persönliche Geschichte angeht, die sie mit mir teilten, wie auch historische und aktuelle Informationen, Anekdoten und natürlich Anschluss. Nicht zu vergessen leckeres Essen, denn neben einer Künstlerin und einer Geschichtsstudentin / Stadtführerin, teilte ich die Wohnung auch mit zwei Köchen.

Die Stadt selbst vibriert und verbindet Modernes mit Traditionen, wie beispielsweise die Wachablösung des Krawattenregiments am Rathaus der Oberstadt Zagrebs (Gornji Grad).

Ja, richtig gehört – Krawatten-Regiment. Kommt von Krawatte. Denn die Zagreber behaupten steif und fest, nicht nur das Kleidungsstück an sich sondern auch seine Bezeichnung erfunden zu haben: Die kroatische leichte Kavallerie des 17. Jahrhunderts trug ein buntes Halstuch, das angeblich in Frankreich schnell Nachahmer fand und nicht nur dort zum modischen Highlight avancierte. Und gerne wird darauf hingewiesen, dass es schon im Jahr 1664 einen historisch verbürgten, kroatischen Nachweis dazu gibt (damals nämlich wurde das kroatischen Regiment der Royal Cravattes gegründet).

Die Wachablösung der bekanntesten Ehrengarde Kroatiens besteht heute aus Soldaten und Reiter, deren Kleidung der originalen Uniform des Dreißigjährigen Krieges nachempfunden ist. Sie beginnt zwischen dem 1. April und dem 30. September rund 20 Minuten vor 12 Uhr in der Oberstadt und führt hinunter in die untere Stadt.

Die seltsame Uhrzeit hat auch etwas damit zu tun, dass Punkt 12 Uhr nur wenig entfernt ein weiteres tägliches Spektakel zu bestaunen ist – oder besser zu hören. Vom Lotrscak-Turm, gegenüber der Zahnradbahn, die die untere mit der Oberstadt verbindet, wird seit rund 140 Jahren genau zur Mittagszeit ein Böllerschuss abgefeuert.

Ebenfalls hier in der Oberen Stadt ist das Museum of broken relationships beheimatet. Was komisch klingen mag – ein eigenes Museum für schief gelaufene Beziehungen? – hat einen ganz eigenen Reiz und macht sehr viel Sinn. Denn den meisten, die hier ein Ausstellungsstück beigetragen haben, geht es vor allem darum, loszulassen. Und wie könnte man besser mit etwas abschließen, als jenen Gegenstand, der für die vergangene Liebe steht, zu spenden. Und mit ihm die eigene Geschichte.

Jakob jedenfalls macht genau hier eine unglaubliche Entdeckung, die ihn und Miro weiterführt nach: Istrien

Mehr dazu im Making of Teil 4.

Simone Veenstra