Wie „Auf nach Irgendwo“ wurde, was es wurde
Wie ich eigentlich auf die Idee zu „Auf nach Irgendwo“ kam, wurde ich neulich gefragt. Und ob ich dazu auch persönlich an all den Orten war, die in dem Roman eine Rolle spielen. Ob ich wie schon für „Sind dann mal weg“ dafür Zug und Bus und Schiff genommen hätte und ob Herr Paule, mein Hund, dabei gewesen wäre. Hier also die Antwort auf all diese Fragen und noch ein paar mehr …
Wie alles begann
Erste Ideen
2014 lud mich eine Freundin ein, an der Storytelling-Konferenz Korčula Crossmedia teilzunehmen (Danke Pati!) und unglaublich aber wahr, vorher war ich noch nie in Kroatien gewesen. Also begann ich mich vorzubereiten und stellte fest, wie viel Lücken mein Wissen aufwies: Kroatische Geschichte, Politik, Kultur und Lebensalltag? Von vielem davon hatte ich nur oberflächlich eine Ahnung. Das wollte ich gerne vertiefen. Also las ich, was ich in die Finger bekam und nutzte die Tage auf einer der schönsten Inseln Kroatiens und die Möglichkeit, dort ganz unterschiedliche Menschen zu befragen, um Weiteres zu erfahren. Die erste Idee zu „Auf nach Irgendwo“ entstand dort. Und auch eine meiner Hauptfiguren: Miro: Miro ist 17 und alles, was vor ihm in der Welt stattgefunden hat, ist für ihn nur eine von vielen „Stories“, die kaum etwas mit seinem Leben zu tun haben.
Bis er herausfindet, dass seine Familiengeschichte mit diesem Land verknüpft ist …
Miro und ein Stipendium
2015 bewarb ich mich also mit meinem ersten Konzept für das Aufenthaltsstipendium des Goethe-Institutes Zagreb und dem Literaturhaus Hiža od besid in Pazin und freute mich unglaublich, als ich dieses für das Jahr 2016 tatsächlich erhielt.
2015 war auch das Jahr, in dem ich mit den Kolleginnen Martha Friedrich und Christine Schoenmakers begann, an einer Graphic Novel über jugendlichen Widerstand in der DDR zu arbeiten, die inzwischen unter dem Titel „Hinter Mauern“ beim Links-Verlag erschienen ist. Die Gespräche, die wir dafür mit Zeitzeugen führten, arbeiteten (nicht nur für den Comic) in mir nach.
Auf nach Istrien
Bevor ich 2016 einige Wochen nach Istrien zog, suchte ich mir eine WG in Zagreb, um zunächst da Zeit zu verbringen. Meine dortigen Mitbewohner, die Stadt selbst und Interviewpartner, zu denen mir Freunde netterweise einen Kontakt herstellten, halfen mir unglaublich weiter. Sie ließen mich an ihrem jetzigen Leben teilhaben, erzählten mir aber auch ihre Familiengeschichten, zeigten mir Fotoalben und führten mich herum. Ähnlich erging es mir in Pazin und auf den Ausflügen durch Istrien. Immer klarer wurde mir, dass meine Hauptfigur Miro auf seiner Reise noch jemand braucht. Jemanden, der älter ist als er und für den die Vergangenheit der letzten 50 und mehr Jahre etwas tatsächlich Erlebtes ist. Und nach einem Skypetermin mit der kroatischen Schriftstellerin Đurđa Knežević fielen plötzlich einige Puzzlestücke für „Auf nach Irgendwo“ an die richtige Stelle – meine zweite Hauptfigur Jakob entwickelte sich. Was allerdings auch bedeutete: Ich stellte mein komplettes bisheriges Romankonzept noch einmal auf den Kopf. Denn nun ging es mit einem Mal um zwei Menschen und um zwei Geschichten: Miros Entdeckung seiner Familienvergangenheit und Jakobs Versuch, vor seiner eigenen zu fliehen. Beide waren miteinander verknüpft.
Doch damit war die Reise zu „Auf nach Irgendwo“ noch lange nicht zu Ende. Denn nachdem ich das Kapitel-Konzept fertig hatte, wurde mir klar: Da fehlt doch noch etwas. Zum Beispiel wie es ist, wenn ich wie Jakob und Miro vor allem auf Landstraßen unterwegs bin. Denn gerade die scheinbaren Umwege führen meine zwei Hauptfiguren schließlich auf exakt der richtigen Strecke voran …
Was es damit auf sich hat, weshalb mein „kleiner“ Cousin Ton und ein geplatzter Strandurlaub dabei wichtig wurden und wie es so ist, binnen rund 3000 Kilometer neun Ländergrenzen zu überwinden – das findet sich im zweiten Teil des Making of.